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Wiener Konzerthaus, Aquarell

1975 – Konzerthaus – wo alles begann

Wiener Konzerthaus, Aquarell
Wiener Konzerthaus, Aquarell, © Matthias Mann – 1991

Ratlos stehen wir vor dem Konzerthaus.
Aus der grauen Fassade löst sich ein schwarzer Schatten und entpuppt sich als Torwächter. Der große, schlanke, ältere Herr im schwarzen Arbeitsmantel fragt uns mit strenger Stimme: „Was wollt ihr drei Hippies hier?“ – „Wir suchen Arbeit“

„Rechts, langer Gang, Stiege zwölf, Halbstock, Hausinspektion, Inspektor Meznik, Svestka mein Name, bin hier der Portier.“
„Haben Sie die Koordinaten auch als Längen- und Breitengrad?“wollte ich fragen, traute mich aber nicht, da uns der strenge Herr bereits in die offene Tür schob.

Der Hausinspektor sticht seine Blicke durch den Brillendraht und bleibt an unseren Haaren hängen.„Hab ich euch nicht schon einmal rausgeschmissen? Bei einem Pop-Konzert?“
Wir schütteln unsere achsellangen Mähnen und heben zur Gegenfrage an: „Haben sie drei Stellen frei?“ „Morgen um Elf Uhr seh‘ ich euch wieder!“
Treffer.
Wir waren drinnen und durften nun von innen feierlich sagen:
„Wiener Konzerthaus“
Den anderen Zweien war die Arbeitszeit zu intensiv und sie verließen mich nach nicht einmal einem Jahr. Ich blieb und freute mich darüber, was ich alles durfte und meine Freunde nun versäumten.

Ich durfte Harry Belafonte alle Türen öffnen und Sammy Davis Juniors Intimspray ergattern, durfte Friedrich Gulda einen Flügel unter seine Finger schieben und Mauricio Pollini die abgesägte Steinwaybank unter seinen A…ugen auf die Bühne stellen, durfte Tina Turner splitternackt sehen und mir von Ike, ihrem Mann, eine Rüge holen.
Durfte mit Orchestermusikern lachen, mit Jazzmusikern trinken und mit Rockmusikern in der Garderobe einen Joint durchziehen.
Durfte die Schatten von Stockhausens beleuchteten Aquarienfischen als huschende Seelen über die Säulen flitzen sehen, durfte Ligetis Metronome austicken hören und durfte die Stille zwischen John Cages Noten spüren. Aber vor allem durfte ich Musik hören und zwar alles und so oft ich wollte, denn wenn die Musiker einmal auf der Bühne standen, brauchte man uns Saalarbeiter nicht mehr.

Es kam mir so vor, als ob das Konzerthaus jeden Tag eine Party gab, und tausende Gäste kamen, sahen und lauschten und hoben in der Pause tausende lauwarme Sektgläser zum Mund und doppelt so viele Augen blickten zufrieden in tausende andere zufriedene Augen.

Aber hey, das waren die Siebziger, das war mitten in „Liebe, Friede und Kraft der Blumen“.
Heute heben sich die Sektgläser wesentlich unterkühlter und so weiter…

(Zitat: „und so weiter…“ von Friederike Mayröcker)

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