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Arthur Grolimund

Grolimund Teil 2

Arthur Grolimund
Arthur Grolimund, österreichischer Honorarkonsul Manaus (gest. November 2011)

 

Leishmaniose
„Ich hatte früher ein wilderes Leben“ eröffnete Arthur das Gespräch, während er sich mit der Gabel eine deutsche Bratwurst aus dem Topf angelt. Heute gehört er und seine Familie der presbyterianischen Kirche an und Arthur hat sich einen frommen Lebensstil zugelegt. Vor dem Essen wird gebetet und Gott für die Gaben auf dem Tisch gedankt.“Sollen wir auf deutsch oder portugues beten?“ fragt er seine Frau. „Japonese“ erwiedert Augustinha mit unterdrücktem Lächlen und verdreht ihre dunkelbraunen Augen himmelwärts. Doris und ich falten unsere Hände zum Gebet. Ich kann aber dem Gebet nicht recht folgen und setze mein „Amen“ viel zu spät ein.

Während des Essens erzählte Arthur uns einiges aus seinem interessanten Leben. Begonnen hatte er hier in Manaus mit einer Fabrik, die Dichtungsringe für Schweizer Uhren herstellte. Die Erzählungen wurden äußerst interessant, als er auf das Thema Pflanzen und Tiere im Amazonasgebiet kam. Meistens waren seine Kontakte schmerzlicher Natur. Er hatte zum Beispiel ein Stück Urwald erworben und wollte das Holz verwerten. Eines Tages musste er feststellen, dass man ihm fast alle Bäume umgesägt hatte, obwohl er einen Wächter bezahlt hatte, Augen und Ohren offen zu halten. Der Kerl musste die Motorsäge in der Nacht gehört haben, aber die Diebe hatten ihn wohl besser bezahlt. Wütend fuhr Arthur zur Polizei um eine Anzeige zu machen. Als er zurückkam, waren alle Bäume weg. Abtransportiert. Binnen weniger Stunden. Eine schmerzliche Erfahrung.

Doch sie wird noch schmerzlicher. Er schnitt den Rest der Bäume um und schaffte sie in ein Lager. Am Abend bemerkte er einige rote Stellen über seiner linken Hüfte, die über Nacht anschwollen und merkwürdig spitz zuliefen. Erst dachte er an eine Entzündung die er sich beim Holztragen mit seinen schmutzigen Fingernägeln zugezogen hatte. Die Stellen wurden aber immer grösser und bildeten richtige Krater.Erst jetzt ging er zum Arzt, der sofort Leishmaniose feststellte. Verursacht durch einen besonders heimtückischen parasitären Einzeller, der sich sogar in die koerpereigenen Fresszellen einnistet. Es hatte ihn also doch beim Holztragen erwischt. Schmetterlingsmücken hatten ihn mehrmals gestochen, als er einen Bund Holz unter dem Arm zum Lastwagen schleppte.


100 Wespen
Eines Tages stellte er sich nackt unter seine Gartendusche. Als er den Wasserhahn aufdrehte, überfielen ihn hunderte von Wespen und stachen ihn in den Bauch und den empfindlichen Stellen darunter. Die Wespen waren im Begriff, die Dusche in Beschlag zu nehmen und sich an den Rohren eine neue Villa zu bauen. Direkt am Duschkopf hing bereits der Rohbau, als die Wasserstrahlen den Bau wegsprengte und die Wepen nun wie wild gegen den Zerstörer vorgingen. Arthur schlug sich mit dem Handtuch die Wespen vom Leib und legte sich mit grossen Schmerzen ins Bett. „Das hat weh gemacht“ untertreibt er auf schweizerisch“

Er hat mir später einen Film mit den Wespen auf seiner Dusche gezeigt. Es sah fürchterlich aus. So eine Schwarmbildung kenne ich sonst nur von Bienen.Auf sämtlichen Rohren und dem Duschkopf wimmelte es von zwei Zentimeter langen, schlanken Wespen.


Skorpion
„Meine damalige Freudin und ich gingen abends in ein Restaurant eines Freundes, nahe der Stadtgrenze, am Rande des Urwalds. In den achziger Jahren war Manaus noch nicht so gross wie heute und der Wald umschloß die Stadt mit dichtem Grün.Wir nahmen an einem Tisch im Freien Platz, im Schatten eines Mangobaumes, der ausserhalb eines kleinen Mäuerchens wuchs.
Irgendwann im Lauf des Abends spürte ich einen Schmerz im linken Ellenbogen. Ich dachte ich hätte mich in die kleinen Glasscherben gelehnt, die überall verstreut am Tisch lagen. Ich sah mir Stelle im Licht der Tischlaterne an, konnte aber nichts besonderes entdecken. Vielleicht wieder eine Wespe, dachte ich. Da der Schmerz immer grösser wurde schlug meine Freundin vor, nach Hause zu fahren und eine Schmerzsalbe aufzutragen. Nach einer unruhigen Nacht zeigte sich am Ellenbogen ein roter Fleck. Noch immer dachte ich an eine Wespe, obwohl man keinen Einstich sah.

Tage danach wurden die Schmerzen immer rasender und auch der Fleck wuchs von mal zu mal. Ich lief also zum Arzt. Der verschrieb mir Antibiotika und Schmerztabletten. Weitere schlaflose Nächte folgten, in denen ich mir den Arm von Zeit zu Zeit in einen Bottich mit Eiswürfeln legte um die Schmerzen zu lindern.

Es half nichts, bald schmerzte bereits der ganze linke Arm und der rote Fleck hatte sich zu einem grossen roten Ring ausgebildet. Als auch noch meine Verdauung ins chaotische glitt, empfahl mich ein Freund zum Betriebsarzt jener Fabrik, die früher mir gehörte. Der Arzt war ein Inder und kannte sich sofort aus. Er hatte einer einheimischen Frau mittels Geistheilung geholfen. Bei mir, meinte er, wirke so etwas nicht. Ich komme aus dem Westen und glaube nicht an derlei Dinge. Er veschrieb mir ein Medikament, dass er mir spritze. Vierzig Spritzen benötigte der Skorpionstich um einigermassen zu heilen. Ein Jahr lang hatte der Stich weiterhin furchtbar geschmerzt. Selbst fünf Jahre danach konnte ich ihn noch spüren, besonders wenn ich mich auf die Ellenbogen abgestützt hatte. Und selbst heute noch, viele Jahre danach, kann ich einen dumpfen Schmerz erkennen wenn ich an meine Ellenbogen denke.“

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